Festakt und Freundschaftssingen zum 175. Jubiläum am 28.03.2004
Murrhardter Zeitung vom 29.03.2004
Ganz schön jung, der 175 Jahre alte Liederkranz
Gestern: Festakt zur Eröffnung der Jubiläumsfeierlichkeiten des
Liederkranzes Murrhardt „Großes Freundschaftssingen
Murrhardt (eke) „Mit Chorvorträgen aus verschiedenen Musik-Epochen,
Erzählungen aus der Vereinsgeschichte und Anekdoten gestalteten die Chöre
des Liederkranzes Murrhardt den gestrigen Festakt in der Festhalle zur
Eröffnung der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 175-jährigen Bestehen des
ältesten Vereins der Stadt wie des Schillergaus. Höhepunkt des Tages war das
Freundschaftssingen auf dem Marktplatz und in der Festhalle, an dem
zahlreiche Chöre mit gut 600 Sängern teilnahmen.
Zum Auftakt eröffnete der Vorsitzende Heinz Klumbach die von einem
Liederkranz-Team zusammengestellte Ausstellung „Liederkranz im Wandel der
Zeit“ im Festhallen-Foyer. Sie dokumentiert mit einer Vielzahl von Bildern,
Fotos, Dokumenten, Zeitungsberichten, Protokollen und anderem die
175-jährige Geschichte des Vereins. Als Willkommensgruß sangen alle Chöre
gemeinsam „Wo Musik sich frei entfaltet“(Mozart) und „Dies ist ein großer
Tag“(Somaris) unter der Leitung von Angela Westhäußer-Kowalski und am
Klavier begleitet von Dietrich Westhäußer-Kowalski.
In seiner Begrüßung erinnerte Heinz Klumbach an die Gründung des
Liederkranzes am 11. Juli 1829 im Gasthaus „Waldhorn“ unter Vorsitz des
21-jährigen Schlossers Johann Ferdinand Nägele, der dann 26 Jahre
Vorsitzender war. Trotz seines hohen Alters sei der Liederkranz jung
geblieben, habe sich immer den veränderten Zeiten angepasst. Er sei bis
heute mit seinen Chören und seinem Repertoire mit Werken aus allen
musikalischen Stilrichtungen eine lebendige Gemeinschaft. Zudem sei der
Verein mit seinen internationalen europäischen Chorpartnerschaften der
Globalisierung seit Jahren weit voraus, betonte Klumbach. „Singen ist
genauso gesund wie Meditation oder Sport“, zitierte Klumbach jüngste
wissenschaftliche Erkenntnisse.
„Wer so alt ist, muss ganz schön jung geblieben sein“ Wenn sich ein Verein
so lange Zeit behaupte, habe er immer wieder junge Menschen begeistert, so
der Schirmherr des Jubiläums, Bürgermeister Dr. Gerhard Strobel. Dies
beweise die dynamische Besetzung der Liederkranz-Chöre, dievielen
Musikrichtungen offen stehen. Daher dürfe man sich auch immer wieder über
neue musikalische Ideen freuen, so Strobel. Er bezeichnete die Begeisterung
der Sänger als Markenzeichen des Liederkranzes, der eine junge, dynamische
und weltoffene Trumpfkarte Murrhardts bei der Pflege der Beziehungen zu den
Partnerstädten sei.
„Chöre bereichern das kulturelle Leben und tragen mit ihren Aktivitäten zur
Lebens- und Freizeitqualität eines Gemeinwesens bei“, betonte Landrat
Johannes Fuchs. Er wies auf die freiheitlich-demokratische Tradition der
Gesangvereine und deren wichtige Impulse für die Gesellschaft hin: In
Bundes- und Freiheitsliedern manifestierte sich das Bewusstsein von Freiheit
und Bürgerrechten. Der Liederkranz sei durch sein beispielhafes
Kulturschaffen und seine vorbildliche gesellschaftliche Integrationsleistung
eine tragende Säule der Murrhardter Musikkultur, so Fuchs. 175 Jahre
Liederkranz bedeuten, die Tradition zu erhalten, ermahne aber auch, den
Blick in die Zukunft zu lenken, den Fortbestand zu sichern und Menschen zu
finden, die mit Idealismus, der Liebe zum Chorgesang und zur Erhaltung und
Pflege des Liedgutes das Überlieferte wahren und sich dem Neuen öffnen,
erklärte Anita Gnann-Hass, neu gewählte Präsidentin des Schillergaus. Sie
überreichte Heinz Klumbach zum 175-jährigen Bestehen des Liederkranzes die
Ehrenurkunde des Deutschen Sängerbundes.
Gabriele Muschel-Bodura moderierte das Programm. Dabei stellten sich die
Liederkranz-Chöre mit sangeskräftig vor. Dazu gab es eine Foto- und
Videopräsentation mit historischen und aktuellen Bildern, zu der
Chorsänger(innen) aus der Geschichte der Chöre erzählten, über deren
Aktivitäten berichteten und Anekdoten zum Besten gaben. Zuerst gab der
Männerchor als älteste Abteilung des Liederkranzes mit fröhlichen Vorträgen
der Weise „Festlicher Anlass“ und des Schlagers „Die kleine Stadt“ seine
Visitenkarte ab. Es folgte der Frauenchor, der „O Lord“ und „Ich brauche
keine Millionen“ darbot. Schon anno 1835 hatte es kurzzeitig einen
Gemischten Chor gegeben, dann wieder um 1920. Am 29. Januar 1952 wurde ein
eigener Frauenchor gegründet.
Aus der Aufnahme von Jazz-, Pop- und Rockmusik ins Repertoire entstand 1997
Da Capo, der etwas andere Chor des Liederkranzes, mit dem Zylinder als Logo.
Dessen Sänger(innen) begeisterten mit einer tollen Show von „;Happy
Charleston“. Und dann hatte der 2003 im Rahmen des Projekts „Sister Act“
entstandene Kinder- und Jugendchor, der zur Zeit 17 Mitglieder zählt,
seinen großen Auftritt mit zwei lustigen Liedern. Toll war der kleine
Ausschnitt aus „Sister Act“: Da Capo-Sänger, Kinder und Jugendliche trugen
in Nonnenkostümen das Traditional „Hail Holy Queen“ vor. Zum Abschluss des
Festaktes sangen nochmals alle Chöre gemeinsam „Day and Night“.
Beeindruckend war schließlich das Freundschaftssingen auf dem Marktplatz.
Bürgermeister Dr. Gerhard Strobel bezeichnete die Sangesdarbietung der rund
600 Sängerinnen und Sänger in einem Grußwort begeistert als die größte
friedliche Demonstration, die er je in Murrhardt gesehen habe. Nach dem
Auftritt vor großem Publikum auf dem Marktplatz zogen die Chöre wieder in
die Festhalle, wo das Programm fortgesetzt wurde.