Murrhardter Zeitung vom 14.03.2016
Liederkranz-Jahreskonzert: Kinder- und Jugendchöre präsentieren Zirkus Furioso, Da Capo West Side Story und Gesamtchor Evergreens
In nostalgischen Erinnerungen schwelgen, Zirkusluft schnuppern und eine kleine Zeitreise über den großen Teich nach New York unternehmen: Möglich machten dies die zwischen 5 und 85 Jahre alten Sänger der Liederkranz-Chöre, die sich bei ihrem Jahreskonzert mächtig ins Zeug legten.
Von Elisabeth Klaper
MURRHARDT. Viel Vergnügen bereiteten der großen Besucherschar die Kinder- und Jugendchöre Chorinos und Chorreros. Vor Sing- und Spielfreude sprühend führten sie das Musical „Zirkus Furioso“ von Peter Schindler mit eingängigen rhythmischen Melodien auf. Dabei harmonierten die Jüngsten, die noch in den Kindergarten gehen, prima mit den Ältesten, die gerade ihr Abitur machen. Die Festhallenbühne verwandelte sich unterm gemalten Zirkuszelt in eine Manege, in der das Publikum eine Vorstellung voller Attraktionen mit herzigen, augenzwinkernden Auftritten von kunterbunt kostümierten kleinen Clowns, Artisten und Tieren erlebte.
Die Vorstellung klappte hervorragend, obwohl Stella Bella, die Assistentin des Zirkusdirektors, und der Tiger spurlos verschwunden waren, weil sie ein Eis essen gingen und später plötzlich putzmunter wieder auftauchten. Dank der Improvisation des Direktors, dem der tollpatschige dumme August tatkräftig zur Seite sprang, gab’s unter anderem die anmutige Seiltänzerin Graziosa, den Feuerschlucker Signor Vulcano, einen Tanzbären und den tanzenden Elefanten Chico zu bewundern. Mit stürmischem Beifall belohnten die Zuschauer die Nachwuchssänger für ihre mitreißende Darbietung.
Höhepunkte des Jahreskonzerts waren die bekanntesten Melodien und Szenen aus dem Broadwaymusical „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Mit Bravour meisterten die Sänger des Da-Capo-Chors, den die Chorreros verstärkten, die komplexen Rhythmen, Melodien und Modulationen. Die Story spielt im New York der 1950er- und 1960er-Jahre und erzählt von der Begegnung zweier unterschiedlicher Kulturen. Auf der einen Seite stehen die Jets, eine Jugendbande einheimischer New Yorker, die in sozialen Problemgebieten der Stadt leben, charakterisiert mit jazzigen Rhythmen und dissonanten Klängen.
Ihre Kontrahenten sind die Sharks, eine Jugendbande aus eingewanderten Puertoricanern, die lateinamerikanische Tanzrhythmen kennzeichnen. So der Huapango mit raschem Wechsel zwischen Sechsachtel- und Dreivierteltakt wie in „America“. In die Handlung verwoben ist eine nach dem Vorbild von William Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ gestaltete Liebesgeschichte zwischen der Puertoricanerin Maria und dem New Yorker Tony, dargestellt vom Ehepaar Gabriele und Erik Bodura.
Mit Hingabe, klangschön und ausdrucksstark präsentierten die Mitwirkenden gemeinsam die Songs „America“, „Tonight“, „Cool“ oder „Somewhere“, die Männer das wie eine Hymne wirkende Liebeslied „Maria“ und die Frauen Marias freudig beschwingtes „I feel pretty“. Auch das Ambiente stimmte: Die Sänger traten passend kostümiert in der Mode der Fünfzigerjahre auf, und ein kreatives Dekorationsteam gestaltete das Bühnenbild. Es schuf treffend die triste Atmosphäre einer Straße mit Graffitis auf einer Backsteinwand, vermittelte aber auch die Gemütlichkeit im Hutladen, wo Maria arbeitet und mit ihrem Tony Hochzeit spielt.
Schwungvoll und in harmonischer Intonation umrahmte der Gesamtchor die Musicals mit Evergreens, also Melodien, die seit Jahrzehnten zeitlos aktuell und beliebt sind, zum Thema „Musik geht um die Welt“. Da erklangen unter anderem „Ein Lied geht um die Welt“ von Hans May, „Sing mit mir“ nach „Ain’t she sweet“ von Milton Ager, „Musik ist Trumpf“ von Heinz Gietz, „Sag beim Abschied leise Servus“ von Peter Kreuder, sowie als Finale „Wir sagen Tschüss und Auf Wiedersehn“ zur Melodie von „America“, gemeinsam von allen Chören gesungen.
Chorleiterin Angela Westhäußer-Kowalski hatte die musikalische Gesamtleitung des Jahreskonzerts in der Festhalle. Sie arrangierte einige Melodien, stellte das Programm zusammen und studierte es in intensiver Probenarbeit mit den Chören ein, die ihr Mann Dietrich souverän am Klavier begleitete.