Murrhardter Zeitung vom 29.05.2017
Schwedische Sollentuna Gospel- und Murrhardter Da-Capo-Sänger reißen Zuhörer beim Konzert in St. Maria mit
Schon viele Konzerte haben die katholische Kirche St. Maria mit herrlichen Klängen erfüllt. Aber nur selten mit so viel enthusiastischem Chorgesang wie am Wochenende: Da versetzen Sänger aus Schweden und der Walterichstadt die große Zuhörerschar in ekstatische Begeisterung.
Von Elisabeth Klaper
MURRHARDT. Joyful Voices, freudige Stimmen, lautet das Motto des gemeinsamen Jazz- und Gospel-Konzerts des Sollentuna Gospel Chors aus einem Vorort von Stockholm und des Da Capo Chors des Liederkranzes Murrhardt.
Programm-Höhepunkte sind moderne Gospelkompositionen, die beide Chöre gemeinsam präsentieren. Gäste und Gastgeber treten in Bestform auf, harmonieren wunderbar miteinander und verschmelzen zu einem homogenen Klangkörper. Alle Sänger verschiedener Altersgruppen entfalten ihre klangschönen, kraftvollen Stimmen zu voller Lautstärke, gehen mit der Musik mit und aus sich heraus.
Sie performen die Songs voller Hingabe, Singfreude und Power mit tänzerisch-rhythmischer Choreografie. Vom Start weg springt der Freudenfunke von den Chören auf die Zuhörer über: Hingerissen klatschen sie, viele singen mit und bewegen sich auch im Rhythmus dazu. Für Furore sorgen die Chorsänger besonders bei fetzig-poppigen, rhythmisch betonten Songs mit eingängiger Melodik in schnellem Tempo, wie im Motto-Gospel „Joyful Voices“ von Ralf Grössler, „Mighty God“ von Richard Smallwood oder „Magnify him“ von Norris Garner. Ein großer Hörgenuss ist aber auch das feierliche, an einen Choral erinnernde „Total praise“ von Smokie Norful mit wundervollem Melodiepanorama.
Bereits vor drei Jahren sei die Idee entstanden, Kontakte zu einem Gospelchor in Schweden zu knüpfen: „Die Da-Capo-Sänger hatten den Wunsch, dorthin eine Konzertreise zu unternehmen“, auch da dort „Gospelgesang noch viel populärer ist als bei uns“, erzählt Dirigentin Angela Westhäußer-Kowalski.
Seit Langem hat sie vielfältige Verbindungen nach Skandinavien und kannte bereits Karin Runow, die Leiterin des Sollentuna Gospel Chor. Beide Dirigentinnen bauten die Beziehung zwischen den Chören auf, und 2015 reisten die Da-Capo-Sänger nach Schweden.
Dort traten sie gemeinsam mit dem Sollentuna Gospel Chor bei mehreren Konzerten auf. Seither sind beide Chöre freundschaftlich verbunden, und nun sind die Sollentuna Gospel Chor-Sänger zum Gegenbesuch in die Walterichstadt gekommen. Nach dem Empfang durch Bürgermeister Armin Mößner im Rathaus erleben sie zwei Tage mit stimmungsvoller Chormusik bei herrlichem Sommerwetter.
Aufwühlende Improvisationen wechseln sich ab
mit meditativen Klängen
Beide Chöre zeigen auch eigenständig ihr bemerkenswert hohes gesanglich-musikalisches Niveau. Die Da-Capo-Sänger führen verschiedene Stücke aus Peter Schindlers „Missa in Jazz“ auf. Mit Bravour meistern sie unter der dynamischen musikalischen Leitung von Angela Westhäußer-Kowalski diese große Herausforderung.
Denn die Kompositionen zeichnen sich aus durch zahlreiche, teils sehr schwierig zu singende Figurationen, Koloraturen, Kadenzen und Modulationen. Temperamentvolle, teils dramatisch wirkende Melodien, wie im Gloria, das in strahlenden Durklängen endet, verschiedene Jazz- und Latin-Rhythmen mit aufwühlenden Improvisationen wechseln ab mit ernst und getragen wirkenden Passagen wie im Kyrie, meditativen Klängen wie im Christe, stimmungsvollen und ekstatischen Phrasen wie im Osanna.
Ein kongeniales Instrumentaltrio begleitet die Da-Capo-Sänger. Der Backnanger Musiker und Musikpädagoge Volkmar Schwozer interpretiert brillant die Kompositionen, abwechselnd mit Sopran- und Altsaxofon sowie Bassklarinette, und bereichert sie mit fantasievollen kurzen Improvisationen. Für mitreißende Rhythmik sorgt die Murrhardter Perkussionistin Mirijam Wallau am Schlagzeug, und Dietrich Westhäußer-Kowalski gibt dem Gesang am E-Piano das melodisch-harmonische Gerüst.
Voll rhythmischem Schwung, ansteckender Fröhlichkeit und überschäumender Lebensfreude präsentieren die 22 Sänger des Sollentuna Gospelchors, darunter ausgebildete Solisten, unter Regie der quirligen Karin Runow moderne Pop-Gospel. Dabei gibt’s schnelle, fetzige Stücke zu genießen, wie „Lift him up“ von Walt Whitman oder „Feel good“ von Leonard S. Scott, aber auch besinnliche, melodisch und harmonisch wunderschöne Songs, wie „My life, my love, my all“ von Kirk Franklin.
Mehrfach wiederholen die Chorsänger die verschiedenartigen Abschnitte der Gospel, wobei sie Per Olson am E-Piano harmonisch und Johannes Jareteg am Keyboard rhythmisch untermalen, und sorgen damit für euphorische Atmosphäre in der Kirche.
Mit stehenden Ovationen und jubelndem Applaus danken die Zuhörer allen Mitwirkenden für das grandiose Hörerlebnis.